Einführungsrede von Prof. Heinz Lohmann bei WISO, Berlin anläßlich der Multimedia-Ausstellung " Mirror" von Claudia Liekam

Die Veränderungsgeschwindigkeit der gesellschaftlichen Prozesse hat für viele Menschen heute ein bedrohliches Ausmaß angenommen. Sie fürchten um ihre Identität. Und in der Tat markiert das beginnende 21. Jahrhundert das Ende der Industrie- und den Beginn der Netzwerkgesellschaft. Deshalb ist die Frage nach dem eigenen Standort im Umbruch sehr berechtigt, eine definitive Antwort zur Zeit aber wohl unmöglich.

Die Ausstellung „MIRROR“ der Multimediakünstlerin Claudia Liekam bei WISO-KUNST in Berlin vermittelt zur unabdingbaren Neuorientierung die notwendigen Werkzeuge und innovativen Modelle. Die Künstlerin nutzt als Ausgangsmaterial immer wieder Videos und Scanns, vornehmlich von Landschaften und menschlichen Körpern. Sie arbeitet mit neuester Computersoftware, um unterschiedliche Ebenen der Wahrnehmung zu integrieren. Sie synthetisiert scheinbar Gegensätzliches, ja sogar auseinander Strebendes. Die Künstlerin reduziert damit Komplexität und entfaltet zugleich eine außerordentlich ungewöhnliche, poetische und nachdrückliche Wirkung.

Claudia Liekam zeigt bei WISO-KUNST Hybridbilder, Diavographien, Licht- und Schmetterlingskästen sowie Video- und DVD-Objekte. Sie setzt modernste Technologien ein und steht mit ihren Arbeiten deshalb in der Kontroverse, die seit den Anfängen elektronischer Kunst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgetragen wird: technikkritische Ablehnung der Verbreitung von Computern quasi als Untergangsszenario und vorbehaltlose Übernahme basierend auf Zukunftseuphorie sind dabei die Pole. Liekams Arbeiten lassen sich allerdings weder der einen noch der anderen Kategorie zuordnen. Das macht die 1961 in Osnabrück geborene Künstlerin für die aktuelle Kunstentwicklung so wichtig. Claudia Liekam hat von 1981 bis 1986 Kunst und Design in Hannover studiert und anschließend in der IT-Branche als Projektmanagerin gearbeitet. Seit Anfang der 90er Jahre ist sie künstlerisch tätig und lebt und arbeitet heute im Künstlerhaus Hamburg-Bergedorf. Sie hat eine große Zahl von Einzel- und Gruppenausstellungen an verschiedenen Orten bestritten, an einer Reihe von internationalen Workshops teilgenommen und ist in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Mit „MIRROR“ bei WISO-KUNST sind Werke von Claudia Liekam erstmalig in Berlin zu sehen.

Prof. Heinz Lohmann, Krankenhausmanager und Kunstsammler

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